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Systemische Beratung als Werkzeug für nachhaltige Veränderung

Autorenbild: Lars KrügerLars Krüger

Veränderung ist ein allgegenwärtiges Thema in unserem Leben. Sei es im privaten Bereich, im Job oder in der Gesellschaft – Veränderungen lassen sich nicht vermeiden. Doch wie gehen wir mit diesen Veränderungen um? Wie können wir sie aktiv gestalten und für uns nutzen? Eine sehr kraftvolle Methode, um Veränderungen zu bewirken, ist die systemische Beratung. Aber was genau steckt hinter diesem Ansatz, und wie kann er uns helfen, Veränderungen nachhaltig und positiv zu gestalten?


Was ist systemische Beratung?

Systemische Beratung ist ein ganzheitlicher Ansatz, der davon ausgeht, dass jeder Mensch bereits die Lösungen für seine Probleme in sich trägt. Anstatt nur auf das Problem zu fokussieren, betrachtet die systemische Beratung den Klienten im Kontext seines gesamten Systems – sei es die Familie, das Team oder ein Unternehmen. Der Klient wird dabei als Symptomträger wahrgenommen, dessen Verhalten ein Hinweis auf ein Ungleichgewicht im System ist. Ein entscheidender Aspekt dieses Ansatzes ist, dass nicht nur der Einzelne, sondern auch das Umfeld betrachtet wird.


Der systemische Ansatz in der Praxis

Im Gegensatz zu anderen Therapieansätzen, wie der tiefenpsychologischen Therapie oder der Verhaltenstherapie, geht die systemische Beratung davon aus, dass die Lösung des Problems nicht nur im Klienten selbst liegt, sondern auch im Kontext seines Systems. Der Berater oder Coach hilft dabei, die richtigen Fragen zu stellen, um den Klienten dazu zu bringen, das Problem aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Dabei wird nicht nur das Verhalten des Klienten hinterfragt, sondern auch die äußeren Einflüsse, die auf ihn wirken.

Ein Beispiel: Ein Jugendlicher, der immer wieder von zu Hause wegläuft, wird von seinen Eltern oft als „rebellisch“ oder „problematisch“ wahrgenommen. Der systemische Ansatz geht jedoch davon aus, dass das Verhalten des Kindes ein Symptom für ein größeres Problem im familiären System ist. Statt nur das Kind zu kritisieren, wird der Fokus auf das gesamte System Familie gerichtet. Was läuft in der Familie nicht richtig? Was könnte zu dem Verhalten des Kindes führen? Diese Perspektive ermöglicht es, das Problem anders anzugehen und Lösungen zu finden, die das gesamte System betreffen.


Veränderung als fortlaufender Prozess

Veränderung ist nicht immer einfach – und sie passiert nicht über Nacht. Das wissen wir alle aus eigener Erfahrung. Doch der systemische Ansatz zeigt uns, dass Veränderung nicht nur ein einmaliges Ereignis ist, sondern ein fortlaufender Prozess. Wir müssen bereit sein, uns an neue Gegebenheiten anzupassen und kontinuierlich an uns selbst zu arbeiten.

Der Psychologe Steve de Shazer, einer der Begründer der Kurzzeittherapie, hat das Prinzip der Kurzzeittherapieentwickelt, bei dem in kürzester Zeit konkrete Veränderungen angestoßen werden. Aber auch wenn Veränderung schnell passieren kann, brauchen wir Zeit, um diese in unser Leben zu integrieren und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. In den letzten Jahren haben auch viele unserer Interviewgäste in verschiedenen Podcasts immer wieder betont: Veränderung braucht Zeit.

Doch wie gehen wir mit Veränderungen um, die von außen kommen – etwa durch politische oder gesellschaftliche Entwicklungen oder durch neue Technologien wie künstliche Intelligenz? Anstatt uns gegen diese Veränderungen zu wehren, ist es oft besser, sie anzunehmen und anzupassen. Wenn wir uns anpassen können, anstatt uns gegen den Wandel zu stellen, sind wir in der Lage, auch aus schwierigen Situationen etwas Positives zu gewinnen.


Reframing: Veränderung durch Perspektivwechsel

Ein zentrales Konzept in der systemischen Beratung ist das Reframing – das Umdeuten von negativen Situationen in eine neue Perspektive. Es geht darum, die eigene Sichtweise zu ändern und das, was zunächst als Problem wahrgenommen wird, als Chance zu sehen.

Nehmen wir als Beispiel eine Naturkatastrophe. Auf den ersten Blick scheint sie nur Zerstörung zu bringen. Doch aus einer systemischen Perspektive kann diese Katastrophe als notwendiger Teil eines ökologischen Prozesses verstanden werden. Vielleicht hilft sie dabei, das Ökosystem langfristig zu erhalten und neue Veränderungen zu ermöglichen. Wenn wir diese Perspektive auf unser Leben übertragen, sehen wir, dass jede Veränderung – auch die, die uns unangenehm erscheint – eine Chance für persönliches Wachstum und Entwicklung bieten kann.

Reframing funktioniert aber auch in konkreteren, alltäglichen Situationen. Wenn wir zum Beispiel einen befristeten Arbeitsvertrag haben, könnte das zunächst als Unsicherheit wahrgenommen werden. Doch der systemische Ansatz würde uns dazu anregen, diese Situation als Chance zu sehen, uns mit dem Arbeitsmarkt auseinanderzusetzen und zu prüfen, ob unser aktueller Job wirklich der ist, der uns erfüllt. Ein scheinbar negatives Ereignis könnte uns also dazu bringen, unsere Perspektive zu ändern und neue Wege zu gehen.


Anpassungsfähigkeit als Schlüssel zum Erfolg

Charles Darwin hat in seiner Theorie der Evolution festgestellt, dass nicht der stärkste oder größte Organismus überlebt, sondern der anpassungsfähigste. Dieses Prinzip gilt auch für Veränderungen in unserem Leben. Wer sich den Herausforderungen der Veränderung stellt und sich an neue Gegebenheiten anpasst, hat langfristig die besten Chancen, erfolgreich zu sein.

Veränderung ist unvermeidlich, doch wie wir darauf reagieren, ist unsere Entscheidung. Der systemische Ansatz lehrt uns, dass wir immer die Möglichkeit haben, unsere Perspektive zu ändern und eine Lösung zu finden. Ob im privaten Leben, im Job oder in der Gesellschaft – die Fähigkeit, uns anzupassen, ist entscheidend.


Fazit:

Die systemische Beratung bietet einen wertvollen Ansatz, um Veränderungen aktiv zu gestalten. Sie hilft uns, Probleme aus einer neuen Perspektive zu betrachten und Lösungen zu finden, die das gesamte System betreffen. Indem wir lernen, uns anzupassen und unsere Denkweise zu ändern, können wir auch große Herausforderungen bewältigen und positive Veränderungen in unserem Leben herbeiführen.


Ob in der Familie, im Job oder in der Gesellschaft – Veränderungen werden immer Teil unseres Lebens sein. Aber wir haben die Wahl, wie wir mit ihnen umgehen. Der systemische Ansatz hilft uns, diese Veränderungen nicht nur zu akzeptieren, sondern sie als Chancen für persönliches Wachstum zu nutzen.


Veränderung muss nicht schwierig sein, wenn wir bereit sind, den ersten Schritt zu gehen – und manchmal bedeutet dieser Schritt, die Perspektive zu wechseln. Veränderungen sind nicht nur unvermeidlich, sie sind auch notwendig, um zu wachsen. Und das ist das, was uns die systemische Beratung zeigt: Wir können nicht nur auf Veränderung reagieren, sondern sie aktiv gestalten.

 
 
 

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